Smartphone-Prozessoren werden immer leistungsfähiger. Ein guter Teil der Leistungszuwächse auf Seite der CPU wird allerdings nicht durch Verbesserungen bei der Architektur, sondern rein durch immer weiter steigende Taktraten erzielt, welche dank der sich stetig verbessernden Chip-Fertigung immer weiter angehoben werden können. Auf lange Sicht kann es allerdings nicht schaden, die CPU Designs an sich einer deutlicheren Frischzellenkur zu unterziehen, um im Sinne der Effizienz eine größere Leistungssteigerung auch ohne Anheben des CPU-Taktes zu ermöglichen.
Genau dies scheint sich jetzt mit der kommenden nächsten Generation der ARM Cortex Prozessorkerne anzubahnen. Es ist ja schon bekannt, dass Mediatek in seinem Dimensity 9500 auf die neuen Kerne setzen wird. Jetzt gibt es allerdings auch einen konkreten ersten Geekbench-Eintrag, welcher genauere Einblicke ermöglicht. Dabei zeigt sich eine deutliche Leistungssteigerung, ohne dass die Taktraten stark angestiegen sind. Im Gegenteil: Verglichen mit dem Dimensity 9400 / 9400+ sind die Taktraten sogar deutlich gesunken. Der Prime-Kern des Chips arbeitet jetzt nur noch mit 3,23GHz.
Der Grund dafür liegt laut den Angaben des Leakers Digital Chat Station beim Fokus von ARM auf die IPC-Leistung der neuen Kerne. Der Dimensity 9500 nutzt erstmals ARMs neuen Prime Kern mit dem Codenamen Travis. Dieser Kern wird voraussichtlich als Cortex X930 bezeichnet werden und soll deutliche Optimierungen mitbringen um die IPC-Leistung zu erhöhen. IPC beschreibt, wie viele Befehle ein Prozessor pro Taktzyklus ausführen kann (= Instructions Per Cycle). Diese Verbesserung ermöglicht es, bei niedrigeren Taktfrequenzen die gleiche oder sogar bessere Leistung (wie in diesem Fall) zu erzielen als bei Vorgängerarchitekturen mit höheren Taktraten. Die Vorteile dieses Ansatzes liegen auf der Hand: Niedrigere Taktfrequenzen benötigen weniger Energie, was letztlich die Effizienz verbessern und damit sowohl die Abwärme reduzieren als auch die Akkulaufzeit verbessern kann. Die IPC-Steigerung soll bei Travis angeblich in der Größenordnung eines zweistelligen Prozentsatzes liegen.
Der kommende Mediatek Dimensity 9500 wird den Cortex X930 Kern in einer 1+3+4-Konfiguration mit insgesamt acht Rechenkernen nutzen. Neben dem Travis-Kern bei 3,23GHz kommen drei Alto-Kerne mit 3,03GHz und vier Gelas-Kerne mit 2,23GHz zum Einsatz. Die Gelas-Kerne stellen die nächste Generation der Cortex-A7xx-Serie dar, während die Alto-Kerne eine neue Mittelklasse-Architektur repräsentieren.
Für die Grafikleistung sorgt eine neue Mali-G1-Ultra MC12-GPU, die intern bei ARM unter dem Codenamen "Drage" entwickelt wurde und mit 1GHz arbeitet. Auch hier ist der Takt also etwas gesunken. Diese GPU-Architektur ist Teil von ARMs umfassender Neuausrichtung, die auch eine Umbenennung der bekannten Marken beinhaltet.
Die NPU (Neural Processing Unit) des Dimensity 9500 soll nach bisherigen Informationen eine Rechenleistung von 100 TOPS erreichen, was eine erhebliche Steigerung gegenüber dem Vorgänger darstellen würde. Diese lag bei etwa 70 TOPS und war damals schon schneller als der Snapdragon 8 Elite. Diese Verbesserung unterstreicht die wachsende Bedeutung von KI-Berechnungen in modernen Smartphone-Prozessoren und das Ziel von Mediatek, hier ganz oben mitzuspielen. Es gibt allerdings Gerüchte, wonach Mediatek bei dem Vorhaben nicht ganz alleine dasteht. Auch der Snapdragon 8 Elite 2 soll nämlich eine deutliche NPU Leistungssteigerung hinlegen und könnte ebenfalls auf 100 TOPS kommen.
Mediatek plant offenbar, den Dimensity 9500 früher als erwartet zu präsentieren, um Qualcomm's Snapdragon 8 Elite 2 zuvorzukommen. Diese Strategie wurde schon beim Vorgänger erfolgreich umgesetzt. Ein Marktstart wird für Anfang bis Mitte September erwartet. Es wird erwartet, dass der Dimensity 9500 wieder mit der Konkurrenz von Qualcomm mithalten kann, wobei wie schon beim Vorgänger eine leicht geringere CPU-Leistung und eine etwas höhere GPU-Leistung erwartet wird. Spannend wird es dann zu sehen sein, wie sich die beiden Chips in Sachen Effizienz unterscheiden. Da Qualcomm eigene CPU Kerne nutzen wird, könnte Mediatek die Nase deutlich vorn haben, sofern Qualcomm nicht auch deutliche IPC-Verbesserungen umsetzen kann.
Fest steht jedenfalls: um die Smartphone-Chips bleibt es spannend und man wird in den kommenden Monaten sicherlich weitere durchgesickerte Details und Benchmark Ergebnisse zu sehen bekommen. Das gilt natürlich auch für den Konkurrenten von Qualcomm (Snapdragon 8 Elite 2), sodass sich bestimmt noch vor der offiziellen Vorstellung grob herauskristallisieren dürfte, wer von den Beiden in diesem Jahr das Rennen gewinnt.
Quellen
Abhishek Yadav (X) / DCS (Weibo)
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