China Importe und der Zoll

Bei der ersten Bestellung aus China brennt den meisten vor allem eine Frage auf der Zunge: Was ist mit dem Zoll? Viele haben vor dem Thema auch etwas Panik und trauen sich deshalb nicht Smartphone und andere Elektronik aus China zu bestellen. Diese Ängste sind jedoch größtenteils unbegründet, so lange man ein paar Dinge weiß und sich an grundlegende Regeln hält. In diesem Artikel wollen wir euch in Sachen Zoll Ängste nehmen und erklären, was ihr beim Einkaufen in China beachten müsst.


Ablauf der Verzollung

Beginnen wir einmal mit der Berechnung der Zollkosten, die auf einen zukommen. Zunächst einmal muss man wissen, dass man auf Importe aus China (und auch anderen Ländern) zwei Dinge zu entrichten hat: Die Einfuhrumsatzsteuer und die Zollkosten, welche durch so genannte Zollsätze basierend auf Warengruppen festgelegt werden.

Die Einfuhrumsatzsteuer

Die Einfuhrumsatzsteuer ist - wie man dem Namen entnehmen kann - die Umsatzsteuer auf Importe aus dem EU-Ausland. Als Verbraucher dürftet ihr den Begriff "Umsatzsteuer" besser als "Mehrwertsteuer" kennen. Wie bei Käufen im Inland muss auf Importe 19% Mehrwertsteuer - die Einfuhrumsatzsteuer - entrichtet werden. Die Erhebung dieser Steuer ist nur gerecht, denn immerhin geht unserem Staat durch einen Import Wirtschaftsleistung verloren.

Wie für viele Steuern gab es hier einmal einen Freibetrag. Für Waren unter 22€ wurde die Einfuhrumsatzsteuer nicht berechnet. Dies hat sich mit dem 1. Juli 2021 geändert. Aufgrund der Betrügereien mit falsch deklarierten Warenwerten fällt die Freigrenze nun weg. Einfuhrumsatzsteuer fällt damit schon für Kleinstläufe an. Problematisch ist das vor allem dann, wenn der Versanddienstleister die Einfuhr abwickelt und von euch dann eine Bearbeitungsgebühr haben möchte, welche u.U. den Warenwert übersteigt. Viele Importe werden damit unattraktiv.

Andererseits wird diese Problematik allerdings auch stark überdramatisiert. In der Praxis bieten fast alle China-Shops Versandmethoden an, bei denen von Haus aus durch diverse Tricksereien keine Zollkosten anfallen. Daran wird sich auch mit dem Wegfallen der Freigrenze nichts ändern. Unterm Strich wird also jeder auch weiterhin billigste Waren importieren können, ohne dafür tief in die Tasche greifen zu müssen.

Die Zollkosten

Nachdem wir nun das mit der Einfuhrumsatzsteuer geklärt haben, wenden wir uns den Zollkosten zu. Zollgebühren sind nicht gleichzusetzen mit der Einfuhrumsatzsteuer, sondern ein separater Posten. Die Zollsätze basieren wie schon oben erwähnt auf Warengruppen. Je nach Warengruppe liegt der Zollsatz also höher oder niedriger. Um die Warengruppe müsst ihr euch im Regelfall nicht kümmern, denn die Zuordnung erledigt das Zollamt für euch.

Grundsätzlich gilt, dass ein Warenwert unter 150€ keinem Zoll unterliegt. Auch hier gilt wieder: Warenwert = Kosten des Produkts + Versandkosten. Zusammengefasst bedeutet das also, dass ihr bis 149,99€ die Einfuhrumsatzsteuer entrichten müsst und ab 150€ sowohl Zollkosten als auch Einfuhrumsatzsteuer bezahlen müsst.

Doch auch hier gibt es Ausnahmen. Es gibt Warengruppen, welche einem Zollsatz von 0% unterliegen. Dazu gehören auch Smartphones, Tablet PC, Laptops und Computer. Damit müsst ihr auf diese Produkte immer nur die Einfuhrumsatzsteuer entrichten, selbst wenn der Wert über 150€ liegt.

Wer erledigt die Verzollung?

Im Optimalfall erledigt das Transportunternehmen die Verzollung für euch. Der klassische Fall ist DHL Express, ein Transportunternehmen, welches Produkte aus China am schnellsten nach Deutschland bringt (im Regelfall binnen 3 Tagen). Die Verzollung wird von DHL Express direkt am Flughafen für euch erledigt, an dem das Paket landet. Im Regelfall ist das der DHL Hub Leipzig.

DHL benötigt hierfür von euch eine Rechnung und einen Zahlungsnachweis. Es lohnt sich für eine schnelle Abfertigung die entsprechenden Dokumente proaktiv an DHL zu senden. Ihr beschleunigt dadurch nicht nur die Abfertigung, sondern vermeidet auch eventuell zu hoch berechnete Abgaben, da der Zoll den Wert gerne mal schätzt, wenn keine Dokumente und falsch deklarierte Pakete vorliegen. Infos dazu findet ihr hier.

Für die Verzollung berechnet DHL Express eine Gebühr von 2% der Einfuhrabgaben, mindestens jedoch 12,50€ zzgl. 19% Mehrwertsteuer. Bezahlt wird dann in Bar an der Haustüre beim DHL Boten.

Es gibt bei chinesischen Online-Shops jedoch noch eine Vielzahl weiterer Versandunternehmen, bei denen die Verzollung für euch erledigt wird. Beispiele davon sind EMS, UPS und Fedex. Von diesen solltet ihr jedoch die Finger lassen, da diese teurer sind als DHL und die Abfertigung teils auch unbequemer abläuft. Im Falle von EMS beispielsweise über die GDSK. Die Kommunikation erfolgt dabei recht ineffizient und langsam über den Postweg. Die GDSK berechnet außerdem horrende Gebühren.

Alternativen dazu sind Versandmethoden, bei denen der Zoll vom Shop beglichen wird. Ihr habt dadurch den Vorteil, dass ihr bei der Verzollung absolut keine Arbeit und Mehrkosten habt. Beispiele dafür sind Versandmethoden, welche in Shops meistens als "European Express" oder "Germany Express" bezeichnet werden. Auch bei lokalen Lagern in der EU fallen natürlich keine Steuern an.

Ausnahmefall lokales Zollamt

Hin und wieder passiert es - insbesondere bei kostenlosen Versandmethoden wie "Airmail" - dass euer Paket nicht vom Transportunternehmen verzollt wird, sondern stattdessen an euer lokales Zollamt geht. Ist dies der Fall, so bekommt ihr Post von eurem Zollamt. In diesem werdet ihr über die Sendung benachrichtigt und euch wird ein Zeitfenster genannt, in welchem ihr das Paket abholen könnt.

Zur Abholung müsst ihr dann einen Nachweis über die Kosten und einen Zahlungsnachweis mitbringen. Das Fehlen eines Zahlungsnachweises wird nur aus triftigen Gründen akzeptiert. Bevor ihr die Sendung dann mitnehmen könnt, wird zunächst eine Zollbeschau durchgeführt. Ihr müsst das Paket dann öffnen und die Zollbeamten werden prüfen, ob die bestellten Waren den Einfuhrbestimmungen standhalten.

Diese Einfuhrbestimmungen beziehen sich vor allem auf Produktsicherheit (CE und RoHS), aber auch auf Kleinigkeiten wie der Bedienungsanleitung oder dem Netzteil. Hat ein Produkt z.B. keine deutsche Anleitung oder keinen deutschen Stecker am Netzteil, so kann je nach Beamten die Einfuhr verweigert werden. Hier ist es leider so, dass es von Zollamt zu Zollamt und sogar unter den einzelnen Beamten Unterschiede dabei gibt, wie ernst diese Bestimmungen genommen werden. Manche Zollbeamte winken quasi alles durch und interessieren sich hin und wieder selbst für die China Importe, andere wiederum achten penibel darauf, dass auch wirklich alle Bestimmungen eingehalten werden. Die Abfertigung am lokalen Zollamt ist also immer ein gewisses Risiko, welches man bei teureren Produkten besser nicht eingehen sollte (bei Smartphones und Tablets sollte DHL Express die erste Wahl sein).

Winkt der Zollbeamte das Paket nach der Beschau durch, so werdet ihr zur Kasse gebeten. Meistens sind die Zollämter sogar so nett und entsorgen für euch unnötigen Verpackungsmüll, sodass ihr nicht alles mit euch herumschleppen müsst.

Sollte euer Paket die Zollbeschau nicht bestehen, so könnt ihr zwischen zwei Optionen wählen: Zerstörung des Produktes oder Rückversand nach China. Wenn ihr euer Geld zurückhaben wollt, dann wählt unbedingt den Rückversand. Dieser ist für euch völlig kostenlos. Vergesst auch nicht, euch einen Nachweis hierüber ausstellen zu lassen, am besten auch mit Sendungsnummer für den Rückversand.


Achtung bei "durchgerutschten" Sendungen

Heutzutage hat sich leider der Zollbetrug zum Volkssport entwickelt. Ein Großteil der Hobbyimporteure versucht mit allen erdenklichen Mitteln den Zoll zu umgehen. Vielen dürfte dabei aber nicht bewusst sein, dass sie damit Steuerhinterziehung begehen.

Das ist streng genommen auch dann der Fall, wenn es sich um eine Sendung handelt, welche durchgerutscht ist und damit vom Zoll nicht gesichtet wurde. Viele leugnen diese Tatsache, doch im Grunde ist man in so einem Fall verpflichtet sein lokales Zollamt aufzusuchen und dort eine nachträgliche Verzollung durchzuführen. Wer das nicht glaubt, der kann sich diesbezüglich gerne einmal telefonisch beim zuständigen Hauptzollamt erkundigen. Einfuhrumsatzsteuer und Zollgebühren sind eine Bringschuld!

Wer viel importiert und dabei den Zoll nach Strich und Faden verarscht, der kann durchaus damit rechnen eines Tages uniformierten Besuch zu bekommen. Das Risiko dafür ist zwar vergleichsweise gering, doch wen es trifft, der darf sich auf viel Ärger gefasst machen.

Deshalb: Seid ehrlich und begleicht eure Steuern. Uns geht es in Deutschland wirklich zu gut, als dass es einen Grund gäbe, den Staatsanteil zu unterschlagen.

 Germany Express und Co.

Unter der Bezeichnung "Germany Express", "EU Express" und Ähnlichem, bieten viele China Shops Versandmethoden an, welche ohne Zollgebühren beim Empfänger ankommen. An vielen Stellen wird behauptet, der Shop würde sich um die Verzollung kümmern und die Gebühren begleichen. Dass dies nicht stimmen kann, sollte jedem klar sein, denn die Versandmethode ist meistens kostenlos und die Produkte sind genauso günstig wie mit regulärem Versand. Tatsächlich wird der Zoll bei diesen Versandmethoden schlicht und einfach umgangen. Im Klartext: Es handelt sich um Steuerhinterziehung. Umstritten ist, ob dies für den Käufer ein Risiko darstellt. Fachanwälte sagen, dass dies theoretisch der Fall sein kann und diese Sendungen so zu behandeln sind, wie durchgerutschte Sendungen. Sollten die Behörden dagegen vorgehen, wäre es einfacher die Kunden in Regress zu nehmen, statt zu versuchen, gegen den jeweiligen Shop vorzugehen. Wer also bisher Germany Express und ähnliche "zollfreie" Versandmethoden genutzt hat und kein Risiko eingehen will, sollte in Zukunft darauf verzichten.


Vorsicht bei Plagiaten

Android Smartphones, die wie ein iPhone aussehen und eventuell sogar noch das Apple Logo tragen? Derlei Produkte sind ein Klassiker aus Fernost und werden immer wieder gerne importiert, sei es nun um damit anzugeben, aus Interesse oder an Spaß aus derlei billigen Fälschungen.

Warum auch nicht? Als Privatperson ist das Importieren von Plagiaten ja schließlich erlaubt. Oder? Nein, ist es nicht! Dieses gefährliche Halbwissen hält sich leider sehr hartnäckig und wurde bereits für einige Hobby Importeure zur teuren Falle.

Es ist völlig egal, ob ihr eine gewerblich handelnde Person oder eine Privatperson seid: Das Importieren von Plagiaten ist euch untersagt. Dabei ist es egal, ob das Design, das Logo oder beides kopiert wurde. Erwischt euch der Zoll, so wird das Produkt in Gewahrsam genommen. Anschließend wird der Rechteinhaber informiert, welchem es dann freisteht, euch kostenpflichtig abzumahnen.

Besonders bei Apple Plagiaten wird das ein sehr teurer Spaß, da man hier mit empfindlich hohen Abmahngebühren konfrontiert wird, welche oft deutlich über der 1000€ Grenze liegen. Ob dies vor Gericht standhält, ist die andere Sache. Für euch bedeutet es in jedem Fall unnötigen Ärger und Aufwand.