Chuwi GT Box

chuwi-gt-box Chuwi GT Box im Test

Die Chinesen werfen gerade mit Mini PCs auf Intel Core i3-5005U Basis um sich und darunter findet man einige ganz interessante Geräte. Nachdem wir bereits den kompakten Beelink U55 getestet hatten, war nun die neue Chuwi GT Box an der Reihe. Dieser Vertreter seiner Art ist eine ganze Ecke größer, punktet dafür jedoch mit einem schicken und sehr hochwertigen Design. Was die Chuwi GT Box kann, erfahrt ihr in diesem Test.

Chuwi GT Box
Verpackung & Lieferumfang

Die Chuwi GT Box bekommt ihr in einer recht großen Box aus recycelter Pappe, entsprechend mit brauner Farbe und spärlichem Aufdruck. Im Inneren befindet sich der Mini PC gut geschützt und in Folie verpackt. Das Zubehör umfasst eine kurze Anleitung, einen Report der Qualitätssicherung, Zubehör zum Einbau einer 2,5" SSD (Kabel und Schrauben), sowie das Netzteil mitsamt Kabel für deutsche Steckdosen.

Chuwi GT Box
Design & Verarbeitung

Die Chuwi GT Box ist mit ihren Abmessungen von 17,9 (19,9 mit den "Griffen") x 15,8 x 7,4cm und einem Gewicht von 862g sicherlich nicht so leicht und kompakt wie manche andere Mini PCs, kann dafür allerdings mit ihrer Optik zusätzliche Punkte einkassieren. Die Grundzüge hat man sich mit den angedeuteten Haltegriffen ganz klar beim Käsereibe Mac Pro abgeschaut, zu deren Design auch Apple jüngst wieder zurückgefunden hat. Eine komplette Miniatur-Kopie ist die Chuwi GT Box aber nicht, denn der Hersteller hat aus dem Designelement einen sehr eigenständigen Look gezaubert, welcher nicht nur toll aussieht, sondern sich auch toll anfühlt. Das Gehäuse besteht aus sehr dickem Aluminium, welches für einen kühlen, soliden Touch und ein überraschend hohes Gewicht sorgt, welches die GT Box sicher stehen lässt. Aufstellen kann man den Mini PC sowohl hochkant als auch horizontal. Egal in welcher Lage: Auf dem Schreibtisch ist die GT Box ein echter Hingucker.

Die Seiten sind mit Blenden aus hochwertigem, schwarzem Kunststoff mit schrägen Lüftungsöffnungen verziert. Die Seiten wirken sehr "clean" und auf frontal zugängliche Anschlüsse hat Chuwi verzichtet. Hier findet man nur eine Power Taste, die im Betrieb blau leuchtet bzw. im Standby blau pulsiert. Auf der Rückseite findet man eine Vielzahl von Anschlüssen:

  • 2x 3,5mm (Audio-Out und Audio-In)
  • 1x Gigabit Ethernet (LAN)
  • 2x HDMI 1.4
  • 2x USB 3.1 Gen 1
  • 2x USB 2.0
  • DC-In

Geöffnet wird das Gehäuse von unten, wo sich vier Kreuzschlitz-Schrauben befinden. Entfernt man diese, kann man die gut 3mm starke Alu-Platte abheben und Blickt auf das Innere. Eine 2,5" SSD wird direkt an der Alu Platte verschraubt. Ein mitgeliefertes Kabel verbindet die SSD mit einem Standard SATA Anschluss auf dem Mainboard sowie einem proprietären Pin für die Stromversorgung. Um das Mainboard selbst aus dem Gehäuse zu entnehmen, muss man das Gehäuse weiter demontieren. Wir haben deshalb darauf verzichtet.

Auf dem Mainboard befindet sich ein M.2 SATA 3 Steckplatz der ab Werk von einer 2280 SSD mit 256GB belegt wird und einfach zugänglich ist. Der Arbeitsspeicher ist direkt auf dem Mainboard verlötet und kann somit nicht aufgerüstet werden. Da die 8GB allerdings für den schwachen Einsteiger-Prozessor völlig ausreichend sind, dürfte sich daran kaum jemand stören. 16GB RAM wären overkill, außer man möchte den kleinen Rechner als Server im Netzwerk nutzen, wo eventuell größere Datenmengen anfallen, welche im RAM gecached werden sollen.

Chuwi GT Box
Hardware & Performance

Prozessor: Intel Core i3-5005U (Broadwell)
2x 2,0GHz x86_64 (4 Threads)
GPU: Intel HD Graphics 5500
H.264 Beschleunigung (kein HEVC)
RAM:8GB DDR3 RAM 1600MHz Single Channel
Verlötet
Speicher:256GB Netac M.2 2280 SATA 3 SSD
Lesen: 550MB/s | Schreiben: 487MB/s
Freier 2,5" Bay für SSD oder Festplatte
Micro SD:Kein Micro SD Kartenleser
>> Micro SD Preisvergleich
Anschlüsse:2x 3,5mm, 2x HDMI 1.4, 2x USB 3.1 Gen 1, 2x USB 2.0, 1x Gigabit Ethernet, 1x DC-In

Allgemeine Performance

Der Intel Core i3-5005U in der Chuwi GT Box ist nicht mehr der jüngste Chip und entsprechend nicht für alle Nutzer geeignet. Wer nur Videos schaut, einfache Office Aufgaben durchführt und surfen möchte, der ist damit gut bedient. Die Leistung ist in etwa vergleichbar mit einem Core M3-7Y30. Windows 10 läuft mit gelegentlichen Ausnahmen rund und flüssig. Bei Animationen wie z.B. der Fensterübersicht kommt es gerne mal kurz ins Stocken. Zur allgemeinen Verbesserung der Performance empfiehlt es sich die Transparenzeffekte und die Windows Timeline zu deaktivieren. Vor allem bei Bildschirmen mit einer Auflösung von mehr als Full HD bringt das einen spürbaren Performance Zuwachs. Bei der Browserwahl solltet ihr euch gegen Chrome entscheiden. Der Browser arbeitet mittlerweile zu ineffizient. Mit Edge oder Firefox ist die Performance deutlich besser und auch komplexe Seiten lassen sich flüssig scrollen. Beim Multitasking schlägt sich die Chuwi GT Box gut - solange man es nicht übertreibt. Spotify im Hintergrund, dazu ein E-Mail Client, ein Browser mit 4 Tabs und ein Microsoft Word Dokument sind typische Szenarien für die Hardware und die 8GB RAM reichen dafür auch dicke aus. Bei anspruchsvolleren Aufgaben stößt man dann an die Grenzen des Prozessors. Bildbearbeitung mit Photoshop oder Affinity Photo ist auf der GT Box zwar möglich, allerdings sollte man nicht mit sehr großen Dateien oder vielen komplexen Effekten und Ebenen arbeiten. Vor allem die Grafik gerät dann schnell an ihre Grenzen. Gleiches gilt für Videoschnitt. Einfache Full HD Projekte mit einigen einfachen Übergängen sind kein Problem. Komplexere Projekte oder gar 4k Clips überschreiten die Fähigkeiten der GT Box. Nicht viel anders sieht es bei Spielen aus. Einfach 2D Spiele und ältere 3D Titel bzw. Spiele die sich auf niedrigen Ressourcen-Verbrauch einstellen lassen, laufen ganz akzeptabel (z.B. Dirt Showdown, World of Tanks). Alles andere sprengt die Fähigkeiten der Hardware.

Temperatur & Lüfter

Die Chuwi GT Box beherbergt einen relativ großen Heatsink mit einem kleinen Lüfter. Dieser ist überraschend leise und im Idle sowie bei geringer Last unhörbar. Die Lüfterkurve ist wenig aggressiv, sodass der Lüfter bei hoher Last auch wirklich erst dann aufdreht wenn es nötig wird. Die Grenztemperatur könnte hier zwar durchaus noch etwas höher sein, doch das Lüftergeräusch ist vergleichsweise angenehm, sodass es nicht wirklich stört wenn dieser mal schneller dreht. Läuft nebenher noch Musik, ist der Lüfter auch auf voller Drehzahl nicht zu hören. Ein Blick auf die Temperaturen am Prozessor zeigt sehr gute Werte die weit vom kritischen Bereich entfernt sind. Selbst nach einem GFXBench Durchlauf wird eine maximale Temperatur von 73°C angezeigt. Stellt man die Chuwi GT Box hochkant auf, verbessern sich die Werte durch natürliche Konvektion noch ein wenig, was auch zu einem leiseren Lüfter führt. Steht die Box flach, hängt das Mainboard Kopfüber im Gehäuse, was zu einem leichten Hitzestau am Kühlkörper führt. Im Test ist es uns nicht gelungen den Prozessor zu Thermal Throttling zu bewegen - auch nicht mit Prime95.

Speicher & Anschlüsse

Ab Werk verbaut Chuwi in der GT Box eine M.2 2280 SATA 3 SSD von Netac. Diese bietet eine Kapazität von 256GB. Im Benchmark schneidet sie überraschend gut ab und erreicht solide Datenraten, was nicht nur für die sequentiellen Werte, sondern auch für zufälligen Zugriff gilt. Nichts desto trotz handelt es sich um eine typische Budget SSD. Temperaturanzeige und SMART Status funktionieren hier nicht bzw. nicht vollständig und geben weitestgehend Dummy Werte aus. Den Alltagseinsatz über drei Wochen hinweg hat die SSD bisher trotzdem ohne Fehler überstanden und dabei wurden auch einige Stresstests mit großen Datenmengen durchgeführt. Wer der SSD nicht traut, kann sie natürlich durch ein Markenmodell von z.B. Samsung austauschen. Wer mag, kann die Chuwi GT Box zusätzlich mit einer zweiten SSD ausstatten. Hierfür steht ein 2,5" Bay bereit. Neben einer SSD kann hier natürlich auch eine reguläre Festplatte verbaut werden.

Die USB Anschlüsse der Chuwi GT Box funktionieren einwandfrei und liefern die beworbenen Werte. Die beiden USB 3 Anschlüsse liefern die vollen USB 3 Datenraten. Darüber hinaus können an allen USB Anschlüssen externe Festplatten ohne zusätzliches Netzteil betrieben werden und auch das Aufladen von z.B. Smartphones ist möglich. Etwas besser hätte man allerdings den Abstand zwischen dem USB 3 und dem USB 2 Block lösen können. Steckt zum Beispiel ein breiterer USB Stick in einem der USB 3.0 Ports, kann man daneben im USB 2.0 Port nicht auch ein etwas breiteres Gerät nutzen. Unter umständen kann es sogar schon bei Sticks in normaler Größe zu Platzproblemen kommen wenn der Nachbarport mit einem übergroßen Gerät belegt ist (z.B. WLAN oder Mobilfunk Sticks).

Die beiden HDMI 1.4 Anschlüsse können gleichzeitig genutzt werden. So lassen sich zwei Bildschirme an der Chuwi GT Box betreiben. Dies sollte man aber nur dann machen, wenn deren Auflösung 1080p beträgt. Bei höheren Auflösungen überfordern zwei Bildschirme die GPU. Darüber hinaus ist es natürlich auch möglich einen Port für die Bildausgabe und den anderen Port zur digitalen Audioübertragung an einen Verstärker oder ein Sound System mit HDMI Eingang zu nutzen. Ein SPDIF Port fehlt der GT Box nämlich.

Chuwi GT Box
Software

Windows Version: Windows 10 Home 64-Bit (aktiviert, Schlüssel im UEFI gespeichert)
Updates:Ja, ab Werk ohne Probleme
Schadsoftware:Nein
UEFI BIOS:Ja (AMI Aptio V), Advanced & Chipset Tabs gesperrt
Getestete Betriebssysteme:Ubuntu (volle Hardware-Unterstützung)
OpenSuse (volle Hardware-Unterstützung)
Manjaro (volle Hardware-Unterstützung)
Debian (volle Hardware-Unterstützung)
macOS Mojave 10.14.5 (volle HW-Unterstützung außer Intel WLAN)
macOS Mojave 10.14.6 Beta 3 (volle HW-Unterstützung außer Intel WLAN)

Die Chuwi GT Box begrüßt einen beim ersten Start mit dem Windows Set-Up Assistenten zur Sprachauswahl, was bei China Geräten ja keine Selbstverständlichkeit und somit positiv zu erwähnen ist. Hier kann man auch direkt Deutsch als Sprache auswählen. Nach der Einrichtung begrüßt einen Windows 10 Home in der 64-Bit Version. Das System ist vollständig aktiviert und der Produktschlüssel im UEFI gespeichert. Bei einer Neuinstallation von Windows wird die Installation also automatisch wieder aktiviert. Chuwi verzichtet auf die Installation von Bloatware und Windows 10 zeigt sich so, als hätte man es selbst installiert. Bei einer Neuinstallation benötigt ihr keine Treiber. Die gesamte Hardware wird von Windows 10 automatisch erkannt.

Andere Betriebssysteme lassen sich auf der Chuwi GT Box problemlos installieren und natürlich auch im Dual Boot nutzen. Wir haben diverse Linux Distributionen getestet (siehe Tabelle). Auch hier wurde in jedem Fall die gesamte Hardware automatisch erkannt und keine Komponente blieb ohne Funktion. Darüber hinaus lässt sich auch macOS installieren. Zum Vorgehen werden wir noch ein separates Tutorial anfertigen und hier verlinken. Die nötige Clover Konfiguration zum Start von macOS könnt ihr euch hier herunterladen. Diese beherbergt alle Treiber die benötigt werden und auch die USB Ports sind bereits von uns mit einem Custom Port Injector vollständig konfiguriert worden.

macOS Benchmarks

Chuwi GT Box
Netzwerkanbindung

WLAN: Intel Wireless AC-3165
Link Speed: 430Mbit/s
Ethernet:Realtek RTL8111/8168/8411 PCIe Gigabit Ethernet
Bluetooth:Bluetooth 4.0

Das interne WLAN Modul stammt von Intel und erreicht im 5GHz Band einen Link Speed von 430Mbit/s. In unserem Test stand der Mini PC einen Raum vom Router entfernt und hat dort die 200Mbit/s Internetanbindung auslasten können. Auch im unteren Stockwerk blieb die Verbindung zum 5GHz Netz mit über 100Mbit/s bestehen. Trotz der internen Antenne gibt es hier also keinerlei Einschränkungen. Die Bluetooth Reichweite beträgt bis zu drei Räume ohne Aussetzer, getestet mit einem Bluetooth Kopfhörer. Schnellere Netzwerkanbindung ist kabelgebunden via Ethernet möglich. Bis zu einem Gigabit werden beworben und auch erreicht.

Chuwi GT Box
Audio

Soundkarte: Realtek High Definition Audio
Codec:ALC269VC
Layout ID für AppleALC (macOS): 17 (Dez.) / 11000000 (Hex)
Ausgänge / Eingänge:1x 3,5mm Grün (Ausgang)
1x 3,5mm Rot (Eingang)

Für den Einsatz als Medienzentrale hätte der Chuwi GT Box ein SPDIF Ausgang gut gestanden, so bleibt für Digital Audio nur der Weg über HDMI. Die Soundkarte selbst bietet nur zwei 3,5mm Anschlüsse. Einer davon ist ein Ausgang, der andere ein Eingang. Somit sind analog nur Stereo Systeme nutzbar. Die Tonqualität an den analogen Ausgängen ist sehr gut und kristallklar. Es gibt weder ein Grundbrummen noch Rauschen und auch vom Funk sind keine Interferenzen festzustellen. Der Audioeingang liefert ebenfalls ein sauberes Signal. Die Ausgabelautstärke könnte auf Maximum gerne ein wenig höher sein, was aber nur bei Nutzung von passiven Kopfhörern von Relevanz ist.

Chuwi GT Box Test
Fazit

Die Chuwi GT Box ist ein echtes Schnäppchen unter den Mini PCs aus China. Das hochwertige Gehäuse ist ein echter Hingucker und die Ausstattung fair. Der Preis schwankt je nach Angebotslage zwischen 220 und 250€, womit die GT Box insgesamt zu den günstigsten Vertretern ihrer Art zählt. Zudem hat Chuwi gute Arbeit bei der Kühlung geleistet, womit die GT Box deutlich leiser ist als der U55 von Beelink. Bei den Betriebssystemen haben Nutzer freie Wahl und auch macOS ist hier wieder eine Option - vermutlich sogar die Beste, denn das System läuft einem Windows Performance-technisch auf dieser Hardware sowas von davon. Kaufempfehlung? Für die Zielgruppe sicherlich.

Pro Contra
+ Tolle, hochwertige Verarbeitung - Kein SD Kartenleser
+ Eigenständiges und wirklich schönes vom Cheesegrater Mac Pro inspiriertes Design- Ausgabe am 3,5mm Anschluss könnte gerne etwas lauter sein
+ Ausreichend Leistung für die Basics- Kein SPDIF
+ Flotte und tauschbare SATA 3 SSD mit reichlich Speicher- BIOS / UEFI gesperrt
+ Freier 2,5" Bay für Festplatten oder zweite SSD- WLAN Karte verlötet
+ Gute Kühlung mit leisem Lüfter (meistens nicht zu hören)- RAM verlötet
+ Lizenziertes Windows 10 mit deutscher Sprache ab Werk
+ Linux und macOS laufen problemlos als alternative Betriebssysteme oder im Dual Boot
+ Sehr gute WLAN und Bluetooth Empfangs- / Sendeleistung
+ Gigabit Ethernet
+ Astreine Soundqualität am analogen Ausgang
+ Deutsches Netzteil im Lieferumfang, kein Adapter nötig
+ Fehlerfreie USB Stromversorgung und volle Geschwindigkeit
 

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Donnerstag, 25. April 2024

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