OnePlus das nächste Huawei? US-Abgeordnete sehen nationale Sicherheit gefährdet.

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Die amerikanische Politik nimmt erneut ein chinesisches Technologieunternehmen ins Visier. Diesmal steht der Smartphone-Hersteller OnePlus im Fokus der Aufmerksamkeit, nachdem zwei Abgeordnete des US-Repräsentantenhauses das Handelsministerium zu einer offiziellen Untersuchung aufgefordert haben. Die Politiker befürchten, dass die Geräte des Unternehmens möglicherweise sensible Nutzerdaten ohne ausdrückliche Einverständniserklärung nach China übertragen könnten.

Parteiübergreifende Initiative mit politischem Gewicht

Hinter der Initiative stehen John Moolenaar von der Republikanischen Partei und Raja Krishnamoorthi von den Demokraten. Moolenaar fungiert als Vorsitzender des China-Ausschusses im Repräsentantenhaus, während Krishnamoorthi als ranghöchster Demokrat in diesem Gremium agiert. Die parteiübergreifende Unterstützung verleiht der Forderung nach einer Untersuchung erhebliches politisches Gewicht und erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass das Ministerium tatsächlich tätig wird. In ihrem Brief an das Handelsministerium berufen sich die Abgeordneten auf eine Analyse eines kommerziellen Unternehmens, die dem Ausschuss vorgelegt wurde. Diese soll angeblich belegen, dass OnePlus-Geräte umfangreiche Nutzerdaten sammeln und an Server unter chinesischer Gerichtsbarkeit weiterleiten. Besonders brisant: Neben allgemeinen Nutzerdaten sollen auch Screenshots und andere sensible persönliche Informationen betroffen sein. Konkrete Details zu dieser Analyse oder dem beauftragten Unternehmen wurden jedoch nicht öffentlich gemacht.

Die Geräte des in China ansässigen Unternehmens OnePlus (mittlerweile eine Tochter von Oppo) sind durchaus im amerikanischen Markt etabliert. Große Einzelhändler wie Amazon und Best Buy führen die Smartphones in ihrem Sortiment, und die Geräte sind mit den Mobilfunknetzen von Verizon und T-Mobile kompatibel. Trotz dieser Verfügbarkeit spielt OnePlus allerdings keine dominante Rolle im US-Smartphone-Markt, der weiterhin von Apple angeführt wird, gefolgt von Samsung. OnePlus hat sich laut einigen Publikationen bisher nicht zu den Vorwürfen geäußert. Auch das US-Handelsministerium hat bislang keine offizielle Stellungnahme abgegeben. Die Politiker fordern eine Prüfung durch das Information and Communications Technology and Services Programm des Ministeriums, das speziell für die Bewertung von Sicherheitsrisiken in der Informations- und Kommunikationstechnologie zuständig ist.

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Erinnerungen werden wach

Die aktuellen Vorwürfe gegen OnePlus folgen einem bekannten Muster in den amerikanisch-chinesischen Technologiebeziehungen. Bereits in der Vergangenheit gerieten verschiedene chinesische Unternehmen unter Verdacht, ihre Produkte für Spionagezwecke zu nutzen oder sensible Daten an die chinesische Regierung weiterzuleiten. Der prominenteste Fall war Huawei, gegen das die USA ein umfassendes Verbot verhängten, dem sich später auch andere Länder zumindest in Teilbereichen anschlossen. Im November 2022 untersagte die Federal Communications Commission die Zulassung neuer Telekommunikationsgeräte von Huawei. Auch Überwachungstechnik der Unternehmen Hytera Communications, Hangzhou Hikvision Digital Technology und Zhejiang Dahua Technology wurde von den Verboten erfasst. Washington begründete diese Maßnahmen stets mit nationalen Sicherheitsbedenken, konkrete Beweise für Spionagetätigkeiten wurden jedoch nie öffentlich vorgelegt. Auch konkrete Untersuchungen anderer Länder - darunter auch Deutschland - haben keine Belege hervorbringen können. Der Harte Kurs gegen Huawei wurde dennoch weitgehend beibehalten.

Die amerikanischen Bedenken bezüglich chinesischer Technologie sind nicht isoliert zu betrachten. Auch andere Länder haben ähnliche Untersuchungen durchgeführt. So warnte beispielsweise das staatliche Zentrum für Cybersicherheit in Litauen vor Sicherheitslücken in chinesischen Smartphones, darunter auch Geräte von OnePlus. Die litauischen Behörden identifizierten bei ihrer Untersuchung verschiedene Cybersicherheitsrisiken, wobei besonders die Datensammlung und potenzielle Zensurfunktionen kritisiert wurden. Diese internationalen Entwicklungen verdeutlichen, dass die Diskussion über die Sicherheit chinesischer Technologieprodukte nicht nur ein amerikanisches Phänomen ist. Vielmehr handelt es sich um eine globale Debatte über Datenschutz, nationale Sicherheit und die Rolle staatlicher Einflussnahme auf private Unternehmen.

Die Bewertung der tatsächlichen Sicherheitsrisiken chinesischer Smartphones gestaltet sich komplex. Moderne Mobilgeräte sammeln naturgemäß umfangreiche Daten über ihre Nutzer, von Standortinformationen über Kommunikationsdaten bis hin zu Nutzungsgewohnheiten. Die entscheidende Frage ist nicht, ob Daten gesammelt werden, sondern wie diese verarbeitet, gespeichert und möglicherweise weitergegeben werden. Immerhin gibt es gute Gründe für das Sammeln von Daten. KI-Funktionen in modernen Smartphones sind nur das jüngste Beispiel dafür. Kritisch ist natürlich die rechtliche Situation in China, wo Unternehmen unter bestimmten Umständen zur Kooperation mit Sicherheitsbehörden verpflichtet sein können. Diese gesetzlichen Rahmenbedingungen verstärken die Bedenken westlicher Regierungen, auch wenn chinesische Unternehmen regelmäßig betonen, dass sie keine Daten an staatliche Stellen weiterleiten. Andererseits muss man aber auch betonen, dass selbst in westlichen Ländern der Zwang zur Kooperation durchaus vorhanden ist.

Sollte eine Untersuchung gegen OnePlus eingeleitet werden und zu ähnlichen Schlussfolgerungen kommen wie im Fall Huawei, könnte dies erhebliche Auswirkungen auf die Technologiebranche haben. Chinesische Smartphone-Hersteller, die bereits nach dem Huawei-Verbot vorsichtiger bei ihrem US-Engagement geworden sind, könnten sich vollständig vom amerikanischen Markt zurückziehen. Gleichzeitig könnten andere westliche Länder abermals ähnliche Maßnahmen ergreifen, was die globale Präsenz chinesischer Technologieunternehmen und in diesem Fall OnePlus weiter einschränken würde.

Quellen
Reuters

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Dienstag, 01. Juli 2025

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