Das HDMI-Forum hat die Spezifikationen für den HDMI 2.2 Standard finalisiert und für Hersteller freigegeben. Nach der Ankündigung auf der CES 2025 im Januar liegt nun die vollständige technische Dokumentation vor, die unter anderem eine Verdopplung der Datenübertragungsrate ermöglicht.
Der wesentliche Fortschritt von HDMI 2.2 liegt in der erheblich gesteigerten Bandbreite. Während HDMI 2.1 maximal 48Gbit/s übertragen kann, erreicht der neue Standard bis zu 96Gbit/s. Diese Verdopplung der Datenrate ermöglicht deutlich höhere Auflösungen und Bildwiederholraten. Konkret unterstützt HDMI 2.2 4K-Auflösung mit bis zu 480Hz, 8K mit 240Hz oder 12K mit 120Hz. Für extreme Anwendungen ist sogar eine 16K-Auflösung mit 60Hz vorgesehen. Ohne Komprimierung lassen sich 4K-Inhalte mit 240Hz bei 10- oder 12-Bit Farbtiefe übertragen, wobei das volle 4:4:4-Chroma-Sampling erhalten bleibt. Die neuen Leistungsparameter positionieren HDMI 2.2 auf Augenhöhe mit DisplayPort 2.1, der ebenfalls hohe Datenraten für professionelle Anwendungen bietet. Besonders für PC-Gaming und professionelle Einsatzzwecke eröffnen sich damit neue Möglichkeiten.
Für die maximale Leistung des neuen Standards sind speziell zertifizierte Kabel erforderlich. Diese tragen das Label "Ultra96" und gewährleisten die Übertragung der vollen 96Gbit/s Bandbreite. Das HDMI-Forum setzt damit die bereits bei HDMI 2.1 etablierte Namenskonvention fort, bei der Kabel nicht nach der Versionsnummer, sondern nach ihrer Leistungsfähigkeit bezeichnet werden. Die Ultra96-Kabel sind mit einem QR-Code ausgestattet, der über die offizielle HDMI-App gescannt werden kann. Diese Überprüfung bestätigt die ordnungsgemäße Zertifizierung und schützt vor minderwertigen Produkten. Je nach Gerätehersteller können Ultra96-Kabel Bandbreiten von 64, 80 oder 96Gbit/s unterstützen. Die Abwärtskompatibilität zu älteren HDMI-Versionen bleibt vollständig erhalten. Allerdings reduziert sich die verfügbare Bandbreite immer auf das niedrigste Glied in der Übertragungskette.
Als neue Funktion führt HDMI 2.2 das Latency Indication Protocol (LIP) ein. Dieses System ermittelt automatisch Verzögerungen in komplexeren Setups, beispielsweise wenn das Signal vom Fernseher über einen AV-Receiver zur Soundbar geleitet wird. Das Protokoll analysiert die Latenz jeder Komponente in der Signalkette und sorgt für eine präzise Synchronisation von Bild und Ton. Diese Funktion ist besonders für Heimkino-Enthusiasten relevant, die mehrere Audiogeräte in ihre Installation integriert haben, bei denen das Signal unter Umständen mehrere "Zwischenstopps" einlegt.
Die Implementierung von HDMI 2.2 in Mainstream Endgeräten wird Zeit benötigen, da Hersteller zwischen drei und fünf Jahren für die Umsetzung neuer Standards benötigen. Erste Geräte abseits des Mainstreams könnten bereits in der zweiten Jahreshälfte 2025 verfügbar sein. Mit einer breiten Marktdurchdringung ist hingegen erst für 2027 oder 2028 zu rechnen. Für Gaming-Anwendungen bietet HDMI 2.2 durchaus praktischen Nutzen. Moderne Grafikkarten können bereits 4K-Auflösung mit hoher Bildwiederholrate ausgeben, waren aber bisher durch die Bandbreitenbegrenzung von HDMI 2.1 eingeschränkt. Der neue Standard ermöglicht es, diese Leistung vollständig zu nutzen. Im Bereich der Fernseher ist der unmittelbare Nutzen begrenzter. Aktuelle TV-Geräte erreichen maximal 144Hz Bildwiederholrate, und 8K-Inhalte sind nach wie vor selten verfügbar. Für die meisten Heimanwender bietet HDMI 2.1 weiterhin ausreichende Leistung.
Quellen
Engadget / HDMI Forum
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