Xiaomi hat die dritte Version seines HyperOS-Betriebssystems vorgestellt und verspricht dabei verbesserte Performance, erweiterte Funktionen sowie eine tiefere Integration künstlicher Intelligenz. Das auf Android 16 basierende System markiert den nächsten Schritt in Xiaomis Bemühungen um ein einheitliches Ökosystem für Smartphones, Tablets und andere Geräte.
Das neue HyperOS 3 konzentriert sich primär auf Leistungsverbesserungen im System. Xiaomi gibt an, die Antwortzeiten von Anwendungen um 21 Prozent reduziert zu haben, während die GPU-Auslastung im Durchschnitt um zehn Prozent sinken soll. Besonders Gaming-Anwendungen profitieren laut Hersteller von einer 15-prozentigen Leistungssteigerung bei gleichzeitig neun Prozent reduziertem Stromverbrauch. Diese Optimierungen sind teilweise auf Xiaomis verstärkte Expertise bei der Entwicklung eigener Prozessoren zurückzuführen. Das bessere Verständnis der Hardware-Software-Integration ermöglicht präzisere Abstimmungen zwischen Systemsoftware und Chiparchitektur. Über 100 Systemanimationen wurden überarbeitet, um ein flüssigeres Nutzererlebnis zu schaffen.
Die auffälligste Neuerung in HyperOS 3 ist zweifellos die sogenannte Super Island. Diese Funktion orientiert sich deutlich erkennbar an Apples Dynamic Island und bietet ähnliche Funktionalitäten: Nutzer können über den erweiterbaren Bereich am oberen Bildschirmrand schnell auf Informationen wie Flugdaten, Navigationshilfen oder Musiksteuerung zugreifen. Die Implementierung wirkt technisch solide, wird jedoch erst durch die Unterstützung von Drittanbieter-Anwendungen ihre wahre Nützlichkeit unter Beweis stellen müssen.
Die Benutzeroberfläche erhält eine Überarbeitung, die sich stark an iOS 18 orientiert. Neue Symbole, eine angepasste Statusleiste und ein Kontrollzentrum mit abgerundeten Bedienelementen folgen erkennbar dem Apple-Design. Auch die Sperrbildschirm-Anpassungen mit zentrierter Uhranzeige und kinematografischen Effekten wirken wie eine direkte Antwort auf iOS-Features. Dabei büßt das System augenscheinlich etwas von der "Erwachsenheit" ein, die man nach dem Wechsel von MIUI zu HyperOS wahrgenommen hat. Das System wirkt nun wieder bunter und verspielter. Ob einem das gefällt oder nicht, ist Geschmackssache.
Diese designtechnischen Anleihen bei Apple sind durchaus funktional umgesetzt, werfen jedoch Fragen zur Eigenständigkeit von Xiaomis Designsprache auf. Die Galerie-Anwendung wurde mit neuen Sortierfunktionen und der Möglichkeit zur Gesichtserkennung bei Haustieren erweitert.
HyperOS 3 integriert Xiaomi's "Super Xiao AI" tiefer in das System. Die KI-Assistentin kann Inhalte erkennen, Vorschläge unterbreiten und bei der Bedienung helfen. Neue Funktionen umfassen automatische Übersetzungen mit Untertiteln, KI-generierte Hintergründe und eine verbesserte Fotobearbeitung. Besonders interessant ist die Möglichkeit, Fotos in verschiedene KI-generierte Stile umzuwandeln, sowie die systemweite Spracherkennung mit automatischer Zusammenfassung von Aufnahmen. Diese Features könnten durchaus praktischen Nutzen bieten, sofern sie zuverlässig funktionieren. Kritisch zu betrachten ist jedoch die Verfügbarkeit dieser KI-Funktionen. Wie bei vorherigen HyperOS-Versionen ist zu erwarten, dass viele dieser Features auf den chinesischen Markt beschränkt bleiben und internationale Nutzer darauf verzichten müssen.
Eine bemerkenswerte Entwicklung ist Xiaomi's Versuch, auch mit Apple-Geräten zu interagieren. Neu sind die Anstrengungen nicht, denn einen Versuch Apple's AirDrop mit Xiaomi Geräten kompatibel zu machen, gab es bereits in HyperOS 2 - bei uns hat dies allerdings nie funktionieren wollen. HyperOS 3 ermöglicht laut Xiaomi die Bildschirmspiegelung auf Mac-Computer und iPad, den direkten Dateiaustausch mit iPhones sowie die Synchronisation von Nachrichten und Benachrichtigungen zwischen den Plattformen. Diese cross-platform Funktionalität könnte für Nutzer gemischter Geräte-Ökosysteme durchaus attraktiv sein. Allerdings bleibt abzuwarten, wie umfassend und stabil diese Integrationen in der Praxis funktionieren werden und ob Apple möglicherweise technische Hürden aufbaut. Unklar ist zudem auch hier, ob diese Features auch in die internationale Version von HyperOS 3 überführt werden.
Xiaomi hat einen gestaffelten Rollout-Plan für HyperOS 3 angekündigt. Die Beta-Phase für chinesische Nutzer beginnt Ende August 2025 zunächst für aktuelle Flaggschiff-Geräte wie die Xiaomi 15 Serie. Ältere Modelle folgen in mehreren Wellen, wobei die finale Version erst im vierten Quartal 2025 für den chinesischen Markt erwartet wird. Für internationale Märkte dürfte sich die Verfügbarkeit noch länger hinauszögern. Basierend auf früheren Rollout-Zyklen ist mit einer globalen Verfügbarkeit frühestens Anfang 2026 zu rechnen. Dabei werden vermutlich viele der KI-Features den chinesischen Nutzern vorbehalten bleiben.
Quellen
Xiaomi | Shivank Tiwari (X)
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