Android: Google Gemini erhält weitreichende App-Zugriffe ohne explizite Einwilligung

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Die Integration von KI und KI-Assistenten in mobile aber auch Desktop-Betriebssysteme schreitet kontinuierlich voran. Zeitgleich spalten sich auch immer mehr die Meinungen dazu. Während kaum jemand leugnen wird, dass derlei Lösungen durchaus nützliche Einsatzzwecke haben, machen sich viele Sorgen um den Datenschutz durch den eventuellen Zugriff von KI auf persönlich Daten. Dass diese Sorgen nicht ganz unbegründet sind, zeigt sich nun am Beispiel von Android und Google's KI-Assistenten Gemini. Seit dem 7. Juli 2025 kann Googles KI-Assistent Gemini standardmäßig auf eine Vielzahl von Apps auf Android-Geräten zugreifen, ohne dass Nutzer diesem Zugriff explizit zugestimmt haben.

Erweiterte Systemintegration ohne Vorwarnung

Die Änderung betrifft zentrale Kommunikations- und Systemanwendungen wie WhatsApp, Nachrichten, Telefon und verschiedene Systemdienste. Dabei geht es nicht nur um die Datennutzung zur Aufgabenerledigung, sondern auch zu Trainingszwecken. Das Besondere an dieser Neuerung ist, dass sie auch dann aktiviert wird, wenn Nutzer zuvor die Gemini Apps Aktivität deaktiviert hatten. Google bewirbt diese Entwicklung als Verbesserung der Benutzererfahrung. Die KI soll Nutzer bei alltäglichen Aufgaben unterstützen und über Sprachbefehle steuerbar sein. Kritiker sehen darin jedoch einen problematischen Eingriff in die Privatsphäre, da die Aktivierung automatisch erfolgt und Nutzer aktiv sowie umständlich eingreifen müssen, um die Funktionen zu deaktivieren.

Die Kommunikation seitens Google war dabei alles andere als transparent. Wie Tuta anhand von Screenshots zeigt, erhielten Nutzer eine E-Mail, die eher verwirrend als aufklärend formuliert war. Während an einer Stelle betont wird, dass die Änderungen automatisch implementiert werden, wird wenige Sätze später behauptet, dass bereits deaktivierte Funktionen deaktiviert bleiben. Diese widersprüchlichen Aussagen führten zu erheblicher Verunsicherung bei den Nutzern.

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Datenschutzbedenken und Überwachungsrisiken

Besonders problematisch ist die Tatsache, dass Gemini nicht lokal auf dem Gerät operiert. Alle zugänglichen Kommunikationsdaten werden zur Verarbeitung an Google übertragen. Laut den Support-Dokumenten werden diese Daten nicht nur von der KI analysiert, sondern können auch von menschlichen Prüfern gelesen, kommentiert und verarbeitet werden. Dies umfasst ausdrücklich auch Mitarbeiter von Dienstleistern - also externe Unternehmen - was die Kontrolle über persönliche Daten zusätzlich erschwert.

Google nutzt die von Gemini gesammelten Informationen zur Verbesserung seiner Systeme. Für Nutzer bleibt dabei intransparent, wie ihre persönlichen und vertraulichen Daten langfristig verwendet werden und ob diese möglicherweise in die KI-Modelle einfließen. Selbst wenn Nutzer die Gemini Apps Aktivität deaktivieren, werden ihre Daten weiterhin bis zu 72 Stunden gespeichert. Google begründet dies mit "Sicherheits- und Feedback-Zwecken". Diese Praxis bedeutet jedoch im Grunde, dass eine vollständige Datenkontrolle für Nutzer praktisch unmöglich wird.

Unterbinden wohl nur durch Deaktivieren von Gemini möglich

Wer damit nicht einverstanden ist, Gemini grundlegend aber weiter nutzen möchte, schaut zum jetzigen Stand wohl erstmal in die Röhre. Es sieht nämlich nicht danach aus, als wäre es möglich, den Zugriff auf Apps und Daten zu unterbinden, ohne auf den Gemini-Assistenten verzichten zu müssen. Wer den Zugriff unterbinden will, muss in den System-Apps seines Android Smartphones sämtliche Gemini Dienste deaktivieren, wobei wohl noch nicht ganz klar ist, ob dadurch tatsächlich alle Zugriffe seitens Google unterbunden werden. Als drastischste Maßnahme wird die Deaktivierung der gesamten Google-App empfohlen. Dies führt jedoch dazu, dass auch andere Google-Dienste nicht mehr verfügbar sind. Für technisch versierte Nutzer besteht außerdem die Möglichkeit, Gemini über die Android Debug Bridge (ADB) zu deinstallieren. Der entsprechende Identifier lautet "com.google.android.apps.bard".

All das verdeutlicht die Notwendigkeit einer strikteren Regulierung von KI-Integrationen in Betriebssystemen aber auch verschiedenen Diensten. Teilweise erweckt das Vorgehen verschiedener Unternehmen den Anschein eines digitalen Wilden Westens. Nutzer sollten grundsätzlich die Kontrolle über ihre Daten behalten und explizit zustimmen müssen, bevor KI-Systeme Zugriff auf persönliche Informationen erhalten. Den Ansatz, den Apple hier mit seinem Apple Intelligence verfolgt, ist eine lobenswerte Ausnahme.

Google ist nicht der einzige Technologiekonzern, der KI-Funktionen standardmäßig aktiviert. Meta integrierte kürzlich seinen KI-Assistenten in WhatsApp und Facebook Messenger, ohne Nutzern eine einfache Deaktivierungsmöglichkeit zu bieten. Microsoft geriet mit seinem Recall-Feature in Windows 11 in die Kritik, da es Screenshots von Nutzeraktivitäten erfasste und speicherte, einschließlich sensibler Informationen.

Quellen
Tuta

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Mittwoch, 09. Juli 2025

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