China Smartphones und der Zoll

China Smartphones und der Zoll

Nach einer längeren Pause gibt es heute mal wieder einen Beitrag für Einsteiger. Diesmal dreht sich alles rund um das Thema Zoll, denn genau hier werden viele "Chinaphone Einsteiger" abgeschreckt. Für den Anfänger mag das Thema Zoll wie ein unüberwindbarer Berg erscheinen, doch dem ist eigentlich gar nicht so. Das Importieren von Elektronik Artikeln aus Fernost ist wesentlich einfacher als viele denken. Dieser Artikel soll euch den Einstieg erleichtern.

Der Zoll ist eine der wichtigsten Behörden eines jeden Landes. Sie leistet einen wichtigen Beitrag zur Bekämpfung von Drogenkriminalität, sichert die Rechte von Unternehmen im Inland durch die Sicherstellung von Plagiaten, bekämpft Steuerhinterziehung und leistet einen großen Beitrag zur Produktsicherheit im Inland, indem sichergestellt wird, dass nichts aus einem Drittland importiert wird das nicht mit den jeweiligen Regelungen des Landes übereinstimmt. Viele haben einen Hass gegen Zollbehörden, was durchaus verständlich ist, allerdings wäre ohne Zollbehörden in jedem Land wohl die Hölle los. Wer sich für den Kauf von Elektronik aus Fernost entscheidet, der wird unweigerlich mit dem Zoll zu tun haben - sei es direkt oder indirekt. Vorurteile und Berührungsängste sollte man hier aber von vorne herein ablegen, denn das Thema Zoll ist weit weniger kompliziert als viele denken. Am Ende arbeiten dort auch nur Menschen, und die beißen (mit seltenen Ausnahmen) nicht.

Grundregeln die es zu beachten gilt

Wer ein Smartphone, Tablet oder sonstige Elektronik aus China importiert, der hat fast immer das Ziel Geld zu sparen. Gleichzeitig soll der Ablauf aber auch möglichst einfach gehalten werden. Diese beiden Ziele sind definitiv vereinbar, jedoch legen sich viele Leute hier selbst Stolpersteine in den Weg, über die sie sich danach lautstark beschweren. Aus diesem Grund möchte ich an dieser Stelle einmal ein paar Grundregeln aufstellen, welcher sich jeder vor der Bestellung zu Herzen nehmen sollte um den Ablauf von Anfang an zu vereinfachen.

Grundregel 1: Ehrlichkeit

Wer in China bestellt, der sollte ehrlich sein. Teilt dem Shop also bei der Bestellung mit, dass ihr euer Paket wahrheitsgemäß deklariert haben wollt. Erstens wäre eine falsche Deklaration versuchte Steuerhinterziehung und zweitens spart ihr euch (sofern der Shop der Bitte nachkommt) etwaige Verzögerungen bei der Zollabfertigung.

Grundregel 2: Finger weg von Plagiaten

Wer sich Plagiate aus Fernost bestellt, der beschwört das Böse förmlich herauf. Leider herrscht noch immer der weit verbreitete Irrglaube, dass ein Import von Plagiaten als Privatperson legal ist. Das war auch in der Tat einmal so, ist aber schon lange nicht mehr der Fall. Wer sich Plagiate aus China oder anderen Ländern bestellt - egal ob wissentlich oder unwissentlich - der macht sich strafbar. Rutscht das Paket durch, Glück gehabt. Wenn nicht, dann kann könnt ihr so richtig ärger bekommen. Der Zoll ist in diesem Fall verpflichtet den Vorfall dem Inhaber der Marke zu melden. Diesem steht es dann frei weitere Schritte einzuleiten. In diesem Fall könnt ihr kostenpflichtig abgemahnt werden (Forderungen von bis zu 10.000€ sind keine Seltenheit), oder müsst sogar mit einer Strafanzeige rechnen. Am Ende lohnt sich das Risiko also nicht.

Grundregel 3: Spart nicht an der falschen Stelle

Viele China Shops bieten euch den kostenlosen Versand via China Airmail, Sweden Post, usw. an. Auf den ersten Blick klingt das natürlich sehr verlockend im Vergleich zu den 10 bis 30€ die oft für den DHL Express Versand verlangt werden, aber dennoch sollte man von dieser Versandart (zumindest bei größeren Artikeln wie Smartphones und Tablets) die Finger lassen. Der Hund liegt hier nicht nur in der Zeit bis zum Eintreffen (2 - 6 Wochen) begraben, sondern auch in der Art der Zollabfertigung. Derlei Pakete werden von der deutschen Post übernommen und zu eurem lokalen Zollamt transportiert. Dort dürft ihr anschließend vorstellig werden und die Ware einem Zollbeamten vorstellen. An dieser Stelle gibt es zu 90% Probleme, denn in den lokalen Zollämtern nimmt man die Dinge in den meisten Fällen sehr genau. Da kann eine fehlende deutsche Bedienungsanleitung schon zur Ablehnung der Ware führen. In diesem Fall könnt ihr dann zwischen der Vernichtung des Geräts und dem Rückversand nach China wählen. Letzteres ist in diesem Fall die beste Option. Bei der Bestellung solcher Artikel sollte man also die paar Euro mehr in die Hand nehmen und für DHL Express bezahlen. Hier verläuft die Abfertigung zu 99% reibungslos und ohne Fragen. Ich selbst hatte nach über 100 Importen via DHL nie Probleme mit dem Zoll, wohl aber bei zwei Lieferungen per Airmail.

Grundregel 4: Sichert euch ab

Diese Regel hat zwar nur indirekt mit dem Zoll zu tun, ist aber nicht minder wichtig. Sollte mit Eurer Lieferung irgend etwas passieren, sei es eine Ablehnung seitens der Zollbehörde oder aber ein Verlust auf dem Versandweg, ist es wichtig die richtige Bezahlungsmethode gewählt zu haben. Leider sind die Chinesen nicht die ehrlichsten Geschäftspartner, und so kommt es oft vor, dass man sein Geld in so einem Fall nie wieder sieht, wenn man per Überweisung oder Kreditkarte bezahlt hat. Bestellungen in China sollten ausnahmslos via PayPal erfolgen, unabhängig davon, was man von diesem Verein hält. PayPal bietet mittlerweile einen Käuferschutz bis 180 Tage nach Bestellung, was nicht nur bei Zollproblemen oder dem Verlust der Sendung, sondern auch bei etwaigen Defekten und Garantieansprüchen zu einem späteren Zeitpunkt Gold wert ist.

Ablauf des Imports

Basierend auf den vorhergehenden Grundregeln ist es nun möglich drei verschiedene Fälle abzuleiten. Auf diese möchte ich nun im Detail eingehen.

Fall 1 = Optimalfall

Ihr habt euer Smartphone oder Tablet aus China bestellt und euch dabei an alle der Grundregeln gehalten. Herzlichen Glückwunsch, der Import wird schnell und Reibungslos über die Bühne gehen. War die bestellte Ware auf Lager, so wird der Shop binnen ein bis drei Tagen den Versand vornehmen und euch eine DHL Express Tracking Nummer geben. Diese könnt ihr entweder auf www.dhl.com verfolgen, oder aber auf der deutschen DHL Express Webseite. Auf der deutschen Seite müsst ihr "international" anwählen und dann die Nummer in das Textfeld eingeben. Bis ein Tracking möglich ist, kann es noch einmal 1 bis 2 Tage dauern. Sobald im Tracking steht "Sendung abgeholt", ist euer Paket auf dem Weg. Ihr solltet das Tracking nun regelmäßig im Auge behalten. Ca. 12 Stunden nach Abholung des Pakets wird es sich auf den Weg vom Flughafen in Hong Kong oder Singapur nach Deutschland machen. Zeitgleich wird von DHL Express dann auch die Zollanmeldung durchgeführt. Dies erkennt ihr an folgendem Eintrag:

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Dieser Eintrag bedeutet, dass eure Sendung beim Zoll am Zielflughafen angemeldet wurde, das Paket befindet sich zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht in Deutschland. Sobald ihr diesen Eintrag seht, solltet ihr einen Screenshot der Bestellung und des Zahlungsbelegs anfertigen und an die E-Mail Adresse "Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!" schicken. Somit verhindert ihr jegliche Verzögerung bei der Verzollung, da die Unterlagen dem Zoll dann bereits vorliegen, sollte er diese zur Abfertigung benötigen. Nach einer Flugzeit von 9 bis 13 Stunden geht es dann ans Eingemachte. Die Sendung wird in Deutschland eintreffen, entweder im DHL Hub Leipzig, oder aber in Frankfurt, sollte Leipzig gerade überfüllt sein oder wegen schlechter Wetterverhältnisse dort keine Landung möglich sein. Meistens landet die Sendung binnen 6 Stunden nach Eintreffen im Zoll. Die Verzollung sollte dann binnen weniger Minuten vollendet sein, sofern ihr die Unterlagen gesendet habt. Das ganze sieht dann so aus:

Bildschirmfoto 2015-05-04_um_14.11.46

Wie ihr seht, verläuft das ganze schnell und reibungslos. Im Optimalfall habt ihr zwei Tage nach Bestellung eure Bestellung in der Hand. Doch wie sieht es mit den Kosten aus und wie werden diese beglichen? Nun, beim Import von Tablets und Smartphones ist es sehr einfach die Kosten zu ermitteln, denn es handelt sich hier um eine Zollfreie Warengruppe. Ihr müsste auf derlei Geräte also keine Zollgebühren bezahlen. Lediglich die Einfuhrumsatzsteuer (=Mehrwertsteuer) in Höhe von 19% wird fällig. Diese müsst ihr auf die Summe aus dem Preis der bestellten Ware(n) und den Versandkosten entrichten. Habt ihr also ein Smartphone für 190€ bestellt und dafür 15€ Versandkosten bezahlt, müsst ihr 19% von 205€ entrichten. Dies entspricht 38,95€. Zuzüglich wird von DHL noch eine Kapitalbereitstellungsprovision in Höhe von 11,90€ erhoben, da das Unternehmen für euch die Zollkosten vorerst bezahlt. Die Rechnung müsst ihr dann bei Auslieferung des Pakets begleichen, und zwar in Bar. Wem der Spaß zu teuer ist, der kann die Kapitalbereitstellungsprovision umgehen. Hierzu ist eine Registrierung als Rechnungskunde mit Bankeinzug nötig. Wie das funktioniert wird hier beschrieben.

Fall 2: Schneckenpost

Entgegen der Empfehlung habt ihr euch für den kostenloser Versand mit Schneckenpost entschieden (also China Airmail, Sweden Post, ...). Auch hier werdet ihr eine Tracking Nummer erhalten. Diese wird nach ca. 7 Tagen auf der DHL Webseite verfolgbar sein, und zwar über die normale Paketverfolgung, also nicht DHL Express. Hier werdet ihr lange Zeit nicht viel zu sehen bekommen. Nach 3 bis 6 Wochen sollte dort aber vermerkt werden, dass die Sendung im Zielland eingetroffen ist. Dies ist in fast allen Fällen Frankfurt am Main. Hier wird das Paket nun einige Tage (manchmal auch Wochen) im Zolllager verbringen und auf die Abfertigung warten. Die Abfertigung besteht aber meistens nur aus einem Schritt: Es wird die Deklaration geprüft. Befindet sich die bestellte Ware innerhalb der Freigrenze (knappe 25€) und die Deklaration ist glaubwürdig, so geht das Paket direkt an euch. Die Auslieferung erfolgt per Deutsche Post Einschreiben. Befindet sich die Ware über dem Freibetrag oder die Deklaration ist nicht glaubwürdig, so wird das Paket zu eurem zuständigen Zollamt weitergeleitet. Von diesem erhaltet ihr dann einen Brief in dem ihr aufgefordert werden dort vorstellig zu werden. Zum Zollamt solltet ihr eine Kopie der Bestellung und des Zahlungsbelegs mitnehmen, sowie Bargeld zum Begleichen der Einfuhrumsatzsteuer und das Anschreiben das ihr erhalten habt.

Im Zollamt angekommen müsst ihr euch nun mit dem Anschreiben am Empfang anmelden. Wenn gerade nichts los ist, wird ein Zollbeamter euch gleich in Empfang nehmen und euch das Paket präsentieren. Ihr müsst dieses nun vor dem Beamten öffnen. Dieser wird daraufhin den Inhalt genauestens untersuchen. Hierbei wird vor allem Wert auf folgendes gelegt:

  • Korrekte CE Kennzeichnung
  • Deutsche Bedienungsanleitung
  • Deutsches Netzteil

Fehlt eines oder mehrere dieser Merkmale, dann wird die Ware in den meisten Fällen einbehalten und der Bundesnetzagentur zur weiteren Prüfung vorgelegt. Diese entscheidet dann final über die Einfuhrfähigkeit des Produkts. Aber Achtung: Auch wenn alle vorher genannten Merkmale vorhanden sind, kann sich der Zoll und auch die BNA weiterhin quer stellen! Eine 100%ige Sicherheit gibt es nie. Es gibt aber durchaus auch Zollämter bzw. Zollbeamte die das alles etwas weniger genau nehmen und euch die Ware aushändigen (manche interessieren sich sogar selbst für die Gerätschaften - eigene Erfahrung). In diesem Fall wird er dann den Betrag berechnen der zu entrichten ist und ihr habt es geschafft. Hier müsst ihr einfach mal eigene Erfahrungen mit eurem lokalen Zollamt sammeln, am besten mit günstigerem Kleinkram.

Fall 3: Anderer Versanddienstleister

Abseits der Schneckenpost bieten chinesische Shops oft noch andere Versandoptionen an. Dazu gehören Fedex, UPS und EMS als prominente Beispiele. Fedex und UPS erledigen wie DHL Express die Zollabfertigung gegen eine Gebühr, welche sich ungefähr auf dem Niveau von DHL Express bewegt. Der Ablauf ist hier identisch, bis auf die Bezahlung. Sowohl Fedex als auch UPS werden euch eine Rechnung über den zu entrichtenden Betrag aushändigen. Bei Fedex kann man sogar die Kapitalbereitstellungsprovision vom Betrag abziehen, sofern man binnen eines bestimmten Zeitraumes den Betrag überweist.

Am kompliziertesten ist die Zollabfertigung bei EMS. Hier übernimmt die GDSK (Gesellschaft Deutscher Schnellkuriere) die Zollabfertigung. Diesen Verein darf man ohne schlechtes Gewissen als Abzocker bezeichnen, denn die Gebühr die hier für eine Verzollung verlangt wird ist jenseits von Gut und Böse: Satte 22,65€ zzgl. 19% Mehrwertsteuer muss man hier entrichten. Es gibt allerdings auch die Möglichkeit eine manuelle Internetverzollung durchzuführen. Diese kostet euch dann nichts außer die Kosten für ein Einschreiben. Wie das abläuft, wird auf dieser Seite hervorragend beschrieben, weshalb ich darauf an dieser Stelle nicht näher eingehen möchte.

Paket weg, Paket einbehalten - was nun?

Sollte euer Paket verloren gegangen oder vom Zoll zurück nach China geschickt worden sein, dann solltet ihr euch zunächst einen Nachweis darüber besorgen. Beim Verlust des Pakets ist dies dem Versanddienstleister zu melden. Dieser wird eine Prüfung einleiten und euch über das Ergebnis informieren. Vom Zoll ist im Falle eines Einzugs mit Rückversand der Ware eine schriftliche Bestätigung einzufordern, und zwar mit Nennung der jeweiligen Tracking Nummer. Mit diesen Informationen wendet ihr euch dann an den PayPal Käuferschutz. Nach Prüfung des Sachverhalts werdet ihr den vollen Kaufbetrag erstattet bekommen.

The End

Und das war es dann auch schon. Wie ihr seht ist das Thema Zoll und Import aus China weit weniger kompliziert wie es zu Beginn den Anschein hat. Es gilt lediglich einige Dinge zu beachten, und schon ist alles in trockenen Tüchern und das Geld jederzeit sicher. Ich hoffe ich konnte einigen nun die Angst vor einem Import nehmen, und auch den Optimalweg einer Bestellung aus Fernost ausreichend verständlich darstellen. Frohes Importieren wünsche ich!

 

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Mittwoch, 24. April 2024

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