Xiaomi MiPad 2 überhitzt

Xiaomi MiPad 2 überhitzt

Mittlerweile dürfte sich ja herumgesprochen haben, dass die meisten Tablets mit dem Atom X5 Z8500 SoC Probleme mit der Kühlung haben. Ein prominentes Beispiel ist hier das Teclast X98 Pro. Es ist vergleichsweise einfach den Chipsatz im Tablet innerhalb kürzester Zeit auf 80°C hochzujagen, ab wo er dann beginnt die Leistung zu reduzieren. Dies macht es unmöglich anspruchsvolle Spiele auf solchen Tablets zu spielen, denn sobald der Chipsatz heruntertaktet, wird einem eine einzige Ruckelpartie präsentiert. Doch auch im normalen Einsatz ist die gedrosselte Leistung ab und an zu bemerken, was sich in längeren Wartezeiten und Rucklern beim Scrollen bemerkbar macht.

Grund für diese Hitzeprobleme ist nicht etwas ein Designfehler von Intel, so wie es beispielsweise beim Snapdragon 810 von Qualcomm der Fall ist, sondern schlicht unzureichende Kühlmaßnahmen. Die Hersteller unterschätzen schlicht die Abwärme des Chips und setzen weiterhin auf schlichte Heat-Spreading-Folien wie bei den alten BayTrail Chips. Das reicht aber definitiv nicht mehr aus. Der Z8500 benötigt eine anständige Heatpipe, am besten mit Ableitung an das Gehäuse des Tablets, um vor dem "Überhitzen" geschützt zu werden.

Doch wie verhält es sich nun beim Xiaomi Mi Pad 2? Dieses Tablet setzt ja ebenfalls auf den Intel Atom X5 Z8500 und ist dabei noch wesentlich kleiner als die hitzköpfigen Konkurrenztablets. Hat es Xiaomi geschafft die Abwärme hier in den Griff zu kriegen? Leider muss ich diese Frage mit Nein beantworten. Zwar sahen die Ergebnisse in den ersten Tests ganz gut aus, aber nach fast einer Woche der Nutzung im Alltag muss ich meine Aussage im Artikel zu den ersten Eindrücken revidieren. Zwar dauert es beim Xiaomi Mi Pad 2 länger als bei vielen anderen Tablets bis der Chipsatz drosselt, aber er tut es, und das sogar heftiger als beim Teclast X98 Pro.

Dies möchte ich euch mit ein paar Beispielen aus meinem Alltag schildern. Zum ersten mal aufgefallen ist mir das Drosseln des Prozessors als ich am Abend eine Runde GT Racing 2 spielen wollte. Nachdem ich das Spiel gestartet habe konnte ich in etwa eine Minute lang ein flüssiges Spielerlebnis auf höchsten Grafikeinstellungen genießen. Doch dann begann das Spiel plötzlich zu Hackeln. Erst ein wenig, und dann schließlich so stark, dass das Spiel kaum mehr spielbar war. Zunächst dachte ich an einen Softwarefehler und startete das Tablet neu. Nun lief das Spiel wieder flüssig, nach ca. 20 bis 30 Sekunden tauchte das Ruckeln dann aber erneut aus. Ein Blick auf CPU-Z brachte dann auch schnell die Lösung des Rätsels: Die Chip Temperatur lag kurz nach beenden des Spiels bei 70°C und der maximale CPU Takt lag noch bei läppischen 1GHz. Dasselbe kann man auch mit anderen anspruchsvollen Spielen reproduzieren. Abhilfe schaffen kalte Außentemperaturen. Wenn ich mich bei 0°C Außentemperatur mit dem Tablet nach draußen begebe, kann ich so lange spielen wie ich will, ohne ruckeln. Aber das ist ja nicht der Sinn der Sache.

Auch im "normalen" Einsatz fällt mir ab und an auf, dass der Chipsatz gedrosselt wird. Dazu ein weiteres Beispiel. Ich war gerade am Schreiben von News Artikeln und hatte das Tablet wie bei mir üblich zur Recherche verwendet. Nebenher hatte ich auch noch meine Social Media Accounts und Spotify offen. Insgesamt liefen 6 Apps inklusive des Browsers der mit 7 Tabs gut gefüllt war. Hier lief zu Beginn auch noch alles butterweich, doch irgendwann fiel mir dann auch hier ein leichtes Ruckeln auf. Nicht schlimm und auch nicht wirklich störend, aber doch merkbar. Zum Test ob es tatsächlich an der Temperatur liegt, habe ich das Mi Pad dann eine Weile in den Standby geschickt. Nach dem Aufwecken lief dann wieder alles wie gewohnt flüssig.

Also ja, das Xiaomi Mi Pad 2 ist definitiv auch unzureichend gekühlt. Trotzdem sind wir an dieser Stelle noch nicht fertig. So richtig interessant wird es nämlich jetzt. Da ich ja sowohl ein Teclast X98 Pro als auch ein Xiaomi Mi Pad 2 hier habe, liegt es nahe die beiden Tabs einmal zu vergleichen. Zunächst einmal mein subjektiver Eindruck: Das Teclast X98 Pro drosselt relativ schnell, was man auch deutlich merkt. Trotzdem kommt es aber unter Android in anspruchsvollen Spielen nicht zu solchen extremen Ausfallerscheinungen wie beim Mi Pad 2. Das Mi Pad 2 dagegen braucht deutlich länger als das Teclast Gerät bis es drosselt, die Auswirkungen sind aber um einiges stärker zu spüren.

Diesen subjektiven Eindruck gilt es nun zu überprüfen. Wie macht man sowas am besten? Richtig, mit Ketten-Benchmarks. Hierzu habe ich mal auf beiden Tablets mit den selben Umgebungsvariablen drei verschiedene Benchmarks jeweils 10 mal hintereinander auf beiden Tablets laufen lassen. Die jeweiligen Ergebnisse wurden dann notiert. Daraus ergab sich ein Referenzwert im kühlen Zustand und danach die Ergebnisse während sich der Chip langsam erwärmt. Aus diesen Werten habe ich mir dann einen Verlustwert in Prozent herausgerechnet und diese wiederum in einem Diagram grafisch dargestellt.

Als Benchmarks habe ich mir übrigens bewusst den Antutu Benchmark, den Geekbench 3 und den 3D Mark Ice Storm Unlimited Test herausgesucht. Grund dafür ist, dass die Benchmarks jeweils unterschiedliche Szenarien repräsentieren. Im Geekbench 3 wird hauptsächlich die CPU ausgelastet. 3D Mark dagegen lastet hauptsächlich die GPU aus. Und im Antutu erhalten wir eine gesunde Mischung aus Beidem.

Und Bingo! Wie ihr hier sehr gut erkennen könnt, wird mein subjektiver Eindruck vollends bestätigt. An den Verläufen beim Teclast X98 Air könnt ihr schön erkennen, dass der SoC auf Wärme sofort mit einer Absenkung der Leistung reagiert, und das ziemlich konstant. Am stärksten bricht die Leistung hier ein, wenn die GPU voll ausgelastet wird. Dies erkennt ihr an der Kurve des Benchmarks 3D Mark Unlimited.

Beim Xiaomi Mi Pad 2 zeigt sich hier das gleiche Bild. Sämtliche Benchmarks zeigen keinen riesigen Leistungsverlust, doch beim 3D Mark Unlimited Test bricht die Leistung dann extrem ein, wenngleich es hier etwas länger dauert. Und hier sogar stärker als beim Teclast X98 Pro. Grund dafür ist, dass der Chipsatz im Mi Pad 2 noch viel aggressiver heruntertaktet als im Teclast X98 Pro. Ob das nun am verfügbaren Raum für die Ableitung der Hitze oder an der Software liegt wage ich nicht zu beurteilen. Fakt ist jedoch, dass das Xiaomi Mi Pad 2 bei grafisch intensiven Anwendungen ein absoluter Verlierer ist.

Doch warum überhitzt das Xiaomi Mi Pad 2? Das kann man ganz schnell herausfinden wenn man das Tablet öffnet. Es existiert nämlich auch hier keine Heatpipe - schlimmer noch: das Mainboard mit dem Chip wird von Xiaomi völlig isoliert. Über dem Mainboard befindet sich nämlich noch eine extra Schutzkappe aus Plastik, und erst darunter erscheinen dann die Chips. Nicht einmal eine Heat-Spreading-Folie ist hier vorhanden. Das Einzige was indirekt etwas Wärme ableitet ist das Metallchassis. Doch sobald dieses sich ausreichend erwärmt hat gibt es dann einen Hitzestau, und ich denke mal genau das ist die Erklärung dafür, warum es beim Mi Pad 2 länger dauert bis gedrosselt wird.

Nächstes Mal besser, Xiaomi!

PS: Die Auswirkungen des Throttlings beim Mi Pad 2 könnt ihr im unteren Video bestaunen.

 

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Freitag, 19. April 2024

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