Von ChinaMobileMag auf Sonntag, 17. Januar 2016
Kategorie: News

Xiaomi verärgert seine Kunden mit gesperrten Bootloadern

Mit dem Xiaomi Redmi Note 3 hat Xiaomi erstmals ein Smartphone ausgeliefert, welches mit einem gesperrten Bootloader daher kommt. Zuvor waren die Geräte des Unternehmens immer komplett entsperrt, wodurch die Geräte als besonders Entwicklerfreundlich galten. Es war stets relativ einfach veränderte Xiaomi ROMs und Custom ROMs auf die Geräte aufzuspielen.

Doch mit dem gesperrten Bootloader hat sich das geändert. Vor allem internationale Kunden haben nun das Nachsehen, da es nicht mehr so einfach ist eine übersetzte ROM zu installieren. Für die meisten Xiaomi Geräte stehen nämlich nur originale ROMs bereit, welche über die chinesische und englische Sprache verfügen, nicht aber über Deutsch und Co.

Laut Xiaomi ist der Hauptgrund für den gesperrten Bootloader die Sicherheit der Endkunden. Immer wieder gab es in Verbindung mit Xiaomi Smartphones Meldungen über vorinstallierte Schadsoftware durch fragwürdige ROMs welche von Shops gerne installiert werden. Gelockt wird hier oft mit vorinstallierter deutscher Sprache, doch wirklich verwendbar sind diese ROMs so gut wie nie, wie sich in unseren Reviews hier auf ChinaMobileMag schon mehr als einmal gezeigt hat.

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Somit ist die Verwendung der originalen Xiaomi ROMs oder eben einer vertrauenswürdigen, übersetzten ROM von beispielsweise Decuro oder Xiaomi.eu die erste Wahl. Durch das Sperren des Bootloaders soll es Shops nun unmöglich gemacht werden, eigene ROMs und Schadsoftware auf die Geräte der Kunden zu installieren. Grundsätzlich ist das ein guter Ansatz, doch leider bringt die Maßnahme faktisch nichts. Zum Warum kommen wir etwas später noch.

Alle Xiaomi Geräte werden gesperrt

Wie schon zu erwarten war, nachdem auch das Xiaomi Mi Pad 2 mit einem gesperrten Bootloader ausgeliefert wurde, plant Xiaomi dieses Vorgehen auf das gesamte Line-Up auszuweiten. Und genau das geschieht jetzt auch. Mit den jüngsten Updates erhalten weitere Geräte einen gesperrten Bootloader. Dazu gehören beispielsweise das Xiaomi Mi4c und auch das Mi Note Pro.

Nun mag sich so manch einer fragen, warum hier so ein Theater veranstaltet wird, denn das Entsperren des Bootloaders ist ja bekanntlich durch den Endkunden offiziell möglich. Ja, grundsätzlich ist das so, doch leider läuft das alles nicht ganz so reibungslos ab wie sich das manch einer wünschen würde.

Xiaomi legt einem nämlich zum Entsperren des Bootloaders zahlreiche Hindernisse in den Weg, wie ihr diesem Tutorial entnehmen könnt. Man benötigt einen Mi Account, muss seine SIM Karte mit diesem verbinden, das Smartphone mit diesem Verbinden, anschließend muss man sich eine Genehmigung einholen um den Bootloader zu entsperren und schlussendlich darf man diesen dann umständlich mit einem Tool auf dem PC entsperren, welches leider nur in chinesischer Sprache erhältlich ist.

Und genau die Geschichte mit der Genehmigung, die sorgt gerade für verdammt viele verärgerte Kunden. Xiaomi überprüft nämlich jeden Antrag den Bootloader eines Gerätes zu entsperren manuell. Und das dauert. Es gibt Berichte von Nutzern, welche bis zu 3 oder gar 4 Wochen darauf gewartet haben, den Bootloader entsperren zu dürfen.

Besonders unfair ist das in Anbetracht dessen, dass Xiaomi manche Nutzer, die besonders aktiv im offiziellen MIUI Forum aktiv sind, auf eine Whitelist setzt. Diese Nutzer können den Bootloader dann sofort entsperren, ohne auf das grüne Licht seitens Xiaomi warten zu müssen. Hier wird von Xiaomi also grundlos eine zwei Klassen Gesellschaft ins Leben gerufen, und das ist für die Meisten zu Recht völlig unverständlich.

Das Grundproblem bleibt ungelöst

Und nun kommen wir zurück zur angeblichen Wurzel allen Übels: den bösen Shops, welche ihre Geräte so oft mit Schadsoftware ausliefern! Natürlich sind diese nicht auf den Kopf gefallen. Schon wenige Wochen nach dem Verkaufsstart des Redmi Note 3 begannen die meisten Shops wieder damit, die Geräte auch mit deutscher Sprache an uns nach Deutschland zu liefern. Und wie machen sie das? Richtig! Mit einer modifizierten ROM.

Längst haben die Shops also wieder einen Weg gefunden, die Bootloader Sperre zu umgehen. Das Lustige an der Geschichte: die Sperre ist - das geht aus zahlreichen Nutzerberichten in verschiedenen Foren hervor - dennoch weiterhin vorhanden. Das große Ärgernis: der Endnutzer kann nun die Shop ROM nicht mehr so einfach entfernen wie das früher einmal der Fall war. Die Installation der originalen Xiaomi ROM wird vom Bootloader nämlich in vielen Fällen verweigert. Und somit muss man auch hier wieder darauf warten, bis Xiaomi den Bootloader entsperrt. Sollten sie das in Anbetracht der modifizierten Software überhaupt tun.

Somit erkennen wir also, dass die Maßnahmen seitens Xiaomi nur eines bringen: mehr Probleme! Das ursprüngliche Problem wird damit aber nicht gelöst. Somit bleibt nur zu hoffen, dass Xiaomi hier sehr bald einen Kurswechsel vollführt oder aber das Entsperren des Bootloaders deutlich einfacher macht. Sollte das nicht der Fall sein, dann könnte ich mir durchaus vorstellen, dass Xiaomi in diesem Jahr erstmals rückläufige Verkaufszahlen erwarten darf. Man sollte die Stimmung der Community und die Auswirkung der Stimmung auf die Verkaufszahlen nicht unterschätzen - gerade wenn es um ein Unternehmen geht, welches sich beim Marketing auf eben diese Community verlässt.

Quelle(n):

http://www.xda-developers.com/xiaomi-locks-bootloader-on-recent-devices/

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