Bewertung
Mit über 1.000 reward-points habe ich bei AliExpress mittlerweile A3-Status und gehöre damit zu den 3% der aktivsten AliExpress-Kunden weltweit - Ich kann also ein ziemlich objektives Bild der Shopping-Plattform abgeben.
Und dieses Bild hat zwei Seiten. Denn wie eine Bestellung abläuft, hängt von dem Anbieter ab, bei dem man bestellt.
Anfang musste auch ich die ein oder andere Bestellung inkl. dem bezahlten Geld abschreiben - heute weiß ich, worauf man achten muss.
1. Preise genau vergleichen - die können für gleiche Artikel um das 10fache variieren. Und oft kauft man das gleiche Teil bei ebay noch günstiger ein. Also lasst Euch nicht von den tollen Angeboten den Kopf verdrehen!
2. ALLES, was nach westlicher oder japanischer Marke aussieht, ist eine Fälschung! Die kann zwar super sein - gerade bei Textilien und Schuhen ist das oft tolle Qualität - aber eben doch eine Fälschung. Und damit wird's bei größeren Marken immer riskant beim Zoll. Ist Eure Lieferung in der Zoll-Stichprobe drin (in ca. 50% der Fälle), gibt der Zoll die Ware nicht raus.
3. Der Versandweg kann Nerven kosten.
Versand über China-Ost, HongKong-Post oder auch NL-Post etc. dauert ... bei Versand mit Tracking-Nummer gut einen Monat oder mehr. Bei Versand ohne Tracking (wie Päckchen) auch mal 2-3 Monate. Dazu kommt die Zeit, in der das Paket beim Zoll darauf wartet, als Stichprobe gezogen zu werden oder nicht ... da können nochmal 2 Wochen dazu kommen. Und dann müsst Ihr evtl. zum Zoll (in 50% der Fälle) und das Paket dort öffnen und - wenn Ihr Glück habt und die Ware wird ausgehändigt - 19% Einfuhrumsatzsteuer bezahlen.
Wenn Ihr DHL als Versanddienstleister wählt, geht's VIEL schneller (ca. eine Woche) und Ihr habt keinen Ärger beim Zoll. Der Service ist aber teuer: Versandkosten zusätzlich ca. 15€, Servicepauschale bis zu 28 € und die Einfuhrumsatzsteuer wird IMMER fällig. Bei einem 100 €-Smartphone kann das also schnell mal 60 € Zusatzkosten bedeuten.
4. "genuine" ist nicht "echt" sondern "ähnlich" oder "teilweise echt", z.B. bei Leder: Bei "genuine leather" bekommt Ihr entweder gut gemachtes Kunstleder oder ein kleiner Teil (z.B. Deckschicht) ist echtes Leder - dann aber meist schlechte Qualität,
"original" ist nicht immer Original sondern oft nur eine gut gemachte Fälschung ... aber das kennen wir ja auch von westlichen Shopping-Plattformen.
5. Nicht alle Anbieter sind seriös - und es gibt wenig Möglichkeiten, das heraus zu finden. Die alte Empfehlung "mindestens 97% positive Bewertungen" gilt heute nicht mehr, seit AliExpress die Bewertungspolitik geändert hat. Eine negative Bewertung geht jetzt erst dann online, wenn auch der Verkäufer den Käufer bewertet hat. Lässt er das, wird die negative Bewertung des Käufers erst nach Ablauf der Bewertungsfrist angezeigt – und das kann Monate dauern. Bis also negative Bewertungsn online sind, hat der Verkäufer schon längst einen neuen Account oder das Produkt neu eingestellt. So lange dominieren die positiven Bewertungen, die der Verkäufer sofort über eine Gegenbewertung freischalten kann.
Das gilt für Verkäuferbewertungen genauso wie für Produktbewertungen.
Bei Verkäuferaccounts oder Produkten, die erst seit wenigen Monaten online sind, gibt es also nur noch die Möglichkeit, die Anzahl der verkauften Produkte (wird oben unter der Überschrift angezeigt) mit der Anzahl der positiven Bewertungen zu vergleichen und sich daraus ein Bild zu machen.
6. Das richtige Verhalten beim Zoll: Gibt der Zoll die Ware nicht heraus, empfiehlt der Beamte immer, die Annahme zu verweigern und das Paket zurück zu schicken - damit haben die Beamten am wenigsten Arbeit. Ihr müsst das dann unterschreiben, bekommt aber keine Bestätigung oder Beleg - auch nicht auf Nachfrage. Damit kann es passieren, dass Ihr Euer Geld nie wieder seht. Auch die Dispute-Funktion von AliExpress (ähnlich "Konflikt lösen" von Paypal) hilft dann nicht weiter. Ihr habt schlichtweg nichts in der Hand um zu beweisen, dass die Ware nicht angekommen ist.
Alternativ müsste der Zoll die Ware genauer prüfen lassen und dann entscheiden, ob sie vernichtet oder zurück geschickt wird. Wenn Ihr diesen Weg verlangt (was den Zöllner ärgert ;-)), bekommt Ihr eine schriftliche Bestätigung, mit der Ihr über Dispute Euer Geld zurückfordern könnt – und das hat bei mir bisher IMMER bestens funktioniert. Die Gutschriften erfolgen auf dem Kreditkartenkonto sogar rückwirkend zum Datum des Einkaufs/der Kontobelastung.
Wer viel bei AliExpress einkauft, wird sich auch immer wieder ärgern und evtl. mal ein bisschen Geld verlieren. Andererseits überwiegen zumindest bei mir die äußerst positiven Shopping-Erlebnisse - vor allem bei Technik-Gadgets, die in Deutschland total überteuert sind wie Tablet-PCs, Smartphones etc.
Ohne Abenteuergeist und Risiko-Liebe können die Nerven aber ganz schön belastet werden ;-)